Pionier in Sachen Bio-Edelpilze

Der Bio-Knospen-zertifizierte Pilzbetrieb mit Sitz in Gossau/ZH beliefert den Schweizer Biohandel mit Champignons, Shiitake, Kräuterseitlingen, Pioppino und Austernseitlingen. Der Betrieb mit rund dreissig Mitarbeitenden kann auf eine schöne Erfolgsgeschichte zurückblicken.

Beni Schneider

Beni Schneider, Fine Funghi AG, Gossau/ZH

Geschichte

Den Grundstein der erfolgreichen Pilzzucht legte Patrick Romanens, der eigentlich Landwirt werden wollte. Als er 1988 das Reich der Zuchtpilze kennenlernte, war es um ihn geschehen. Er gründete die Romanens Pilz GmbH. Es faszinierte ihn, das Wachstum der damals in der Schweiz noch recht unbekannten Shiitake-Pilze mit speziellen Substraten anregen zu können. Im 2002 erhielt Patrick Romanens die Chance, bei Coop als Lieferant von Bio-Shiitake-Pilzen einzusteigen. Damals war er mit diesem Angebot allein auf weiter Flur, entsprechend rasant konnte die Firma wachsen. Es kamen zugekaufte Bio-Champignons mit ins Angebot, ab 2005 auch selbstgezüchtete Bio-Kräuterseitlinge. 2015 ging aus der Pionierfirma in Gossau die Fine Funghi AG hervor, die ausschliesslich Edelpilze und Champignons in Bio-Qualität und aus eigener Zucht verkauft. Besonders stolz ist man auf die selbst hergestellten Substrate, auf denen die verschiedenen Pilzarten gedeihen. Hergestellt werden diese etwa aus Sägemehl und Nährstoffen wie Weizenkleie, Sonnenblumen, Sojaschalen und Mais, natürlich alles aus strikt biologischer Herkunft und ohne Einsatz von Pestiziden. Im Sinne einer langfristigen Nachfolgeregelung gehört die Fine Funghi AG seit Anfang 2017 zur Firma Wauwiler Champignons AG, einer ausgewiesenen Branchen-Pionierin mit Sitz im Luzernischen. Produziert wird nach wie vor in Gossau/ZH.

Shiitake
Kräuterseitling

Interview mit Beni Schneider, Produktionsleiter Fine Funghi AG

Beni Schneider war als Bereichsleiter eines Migros-Produktionsbetriebes tätig, bevor er im September 2023 als Produktionsleiter zur Fine Funghi AG stiess.

Warum gerade Pilze?

«Ich habe früher hobbymässig Pilze gezüchtet… und sie immer schon sehr gerne gegessen. Meine diesbezüglich quasi erste Liebe ist der Shiitake-Pilz, bis heute mein Lieblingspilz. Als ich jünger war, befand sich unser Bandraum in einem Geschäftslokal der Fine Funghi AG, daher war mir die Pilzproduktion und der Betrieb vertraut. Als ich später von ihrer Stellenanzeige erfuhr, war ich sofort begeistert. Durch meine neuen Aufgaben habe ich viele spannende Einblicke in die Welt der Pilze gewonnen und neue Sorten kennengelernt. Interessant finde ich heute auch den schön fleischigen Kräuterseitling. An die knackig-frische Konsistenz der kleinen Pioppino-Pilze musste ich mich erst gewöhnen» erzählt Beni Schneider.

Die Faszination der Pilzzucht

Shiitake z.B. brauchen ca. 13 Wochen Durchwachszeit. Danach müssen sie geschüttelt/gerüttelt werden um den Fruchtkörper zu züchten. Oft reicht da schon die Bewegungen des Danish Trolleys aus. Der Kräuterseitling ist eine richtige Diva, wunderschön aber sehr anspruchsvoll. Das Durchwachsen geschieht in kompletter Dunkelheit, bei der Fruchtkörperbildung wird er dann mit rund sechs Stunden Blaulicht pro Tag versorgt, um das Myzelium zu stimulieren. Man weiss nie so genau, was die Diva plant. Auch wenn die Prozesse vermeintlich stets gleich ablaufen, kann schon eine minimale Veränderung beim Substrat dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung machen. Kräuterseitlinge zeigen sich gerne kapriziös, sie sind heikel. Und wenn etwas nicht klappt, weiss man noch lange nicht automatisch, wieso. Der Pilz gibt nicht jedes Geheimnis preis, er bleibt ein wenig rätselhaft und deshalb faszinierend.

Kräuterseitling

Inwiefern ist die Bio-Pilzzucht nachhaltig?

Unsere Bio-Pilzproduktion ist eine Kreislaufwirtschaft, wir arbeiten mit erneuerbaren Energien wie Photovoltaik. Das Substrat, auf dem die Edelpilze gedeihen, können wir wieder in die Landwirtschaft zurückgeben. Sehr beliebt ist es etwa für den Anbau von Beeren. So können Teile wiederverwendet werden, und entsteht etwas Neues, Anderes. Wir setzen uns aktiv gegen Foodwaste ein: Unsere Schnittabfälle gehen an einen Landwirt. Dessen Kühe kommen von weither angerannt, sobald sie den Fine-Funghi-Lastwagen hören oder sehen, sie lieben dieses Futter.

Wo siehst du Chancen?

Wir erhalten viele Besuche von Jugendlichen und Hochschulen, die sich für das natürliche Lebensmittel Pilze interessieren. Immer mal wieder ein Thema sind neue Pilz-Sorten. Biologisch angebaute Edelpilze machen Freude, sie sind eine wertvolle alternative zu Fleisch. So sind etwa Pilzburger äusserst beliebt und lecker! Überhaupt sehe ich viel Potenzial für spannende Rezepte und neue Gewohnheiten.